Giardien beim Hund
Man sieht sie nicht, man hört sie nicht. Und doch können Giardien zur Plage für Ihren Hund werden. Auch Sie können sich anstecken. Erfahren Sie hier, wie Sie sich und Ihren Hund schützen.
Inhalt
- Giardien - Kleine Plagegeister mit Potential
- Welpen und Gruppen sind besonders gefährdet
- Wie kann sich mein Hund anstecken?
- Symptome
- Diagnose & Therapie
- Neben der Therapie gilt: Sauber machen
- Fütterung umstellen gegen Giardien?
- Kann mein Hund Menschen anstecken?
- Wie kann man einer Giardiose vorbeugen?
- Giardien beim Hund: Fazit
Giardien - Kleine Plagegeister mit Potential
Giardien, Fachbegriff Giardia duodenalis (auch Giardia intestinalis, Giardia lamblia), sind weltweit vorkommende, birnenförmige einzellige Parasiten. Sie befallen vorwiegend den Dünndarm und kommen bei sehr vielen Säugetieren vor. Die durch sie ausgelöste Infektion wird als Giardiose bezeichnet. Diese ist eine Zoonose, das heißt, die Erkrankung kann vom Tier auf den Menschen übergehen. Giardien gehören zu den am häufigsten vorkommenden Parasiten bei Hunden.
Entwicklungszyklus:
Nachdem sie in den Organismus gelangt sind, teilen sie sich in zwei Teile (Trophozoiten), die sich an die Schleimhaut des Dünndarms heften. Das verursacht mechanische Verletzungen in der empfindlichen Darmschleimhaut. Die Giardien leben im Darm vom Nahrungsbrei. Dabei bevorzugen sie Kohlenhydrate und Zucker, der im Zuge der Verdauung aus der Nahrung entsteht.
Die Trophozoiten gelangen letztlich in den Endteil des Dickdarms. Hier entsteht aus einem Trophozoiten eine Zyste. Dies ist eine Dauerform der Giardien und sie ist mit einer Schutzhülle umgeben. Der Hund scheidet über 4–5 Wochen lang bis zu 10 Millionen Zysten/g Kot aus, die sofort infektiös sind. Dabei reichen schon zehn solcher Zysten für eine Infektion aus. Zudem sind sie aufgrund ihrer Schutzhülle sehr widerstandsfähig. Im Kot bleiben sie bis zu einer Woche infektiös, in der Außenwelt, besonders im feuchten Milieu, über Monate und sogar Jahre.
Dieser Artikel wurde von einem Dr. Fressnapf-Tierarzt verfasst.
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Welpen und Gruppen sind besonders gefährdet
Giardien sind hochansteckend. Vorrangig sind Welpen und junge Hunde betroffen, hier sind bis zu 70 % der Hunde infiziert. Auch wenn Sie einen älteren Hund und insbesondere einen mit einem geschwächten Immunsystem haben, hat er eine höhere Ansteckungsgefahr. Haben Sie dagegen einen gesunden Hund, kann der sich dank seines starken Immunsystem durchaus gegen eine gewisse Anzahl an Giardien selbst zur Wehr setzen und zeigt oftmals keine Symptome.
Wenn Sie mehrere Hunde haben, steigt das Ansteckungsrisiko, da sie die Erreger untereinander weitergeben. Dies trifft auch auf Hunde in Gruppen zu, z. B. in Zuchten, Tierheimen und Tierpensionen. Ungünstige Haltungsbedingungen, z. B. schlecht gereinigte Zwinger und Boxen erhöhen massiv die Ansteckungsrate. Auch negativer Stress ist ein Faktor, der das Immunsystem schwächt und damit eine Ansteckung mit den Parasiten bzw. eine daraus resultierende Erkrankung begünstigt.
Wie kann sich mein Hund anstecken
Giardien sind sehr weit verbreitet, ihr Hund kann sich fast überall anstecken. Häufig nimmt er Giardien vom Boden oder durch verunreinigtes Wasser auf, wenn er in Pfützen spielt oder aus Seen trinkt. Auch jeder Kontakt zu einem Artgenossen kann durch gegenseitiges Belecken Giardien übertragen. Zudem kann eine Hündin über die Körperpflege ihre Welpen infizieren. Ebenso können Fliegen Giardien verbreiten, wenn sie Kontakt mit infiziertem Kot hatten und sich dann auf das Futter setzen.
Wenn Ihr Hund infiziert ist, aber keine Symptome zeigt, kann er „unwissentlich“ infektiöse Giardien ausscheiden und zur Ansteckungsquelle werden. Auch können die Zysten im Fell oder am After hängen bleiben und Ihr Hund wird sich selbst immer wieder anstecken.
Symptome
Am häufigsten wird Ihr Hund wiederkehrenden Durchfall zeigen, unter Umständen mit Blut oder Schleim behaftet. Oft fällt dabei ein sehr unangenehmer, faulig-süßlicher Geruch auf. Auch kann der Kot heller, gelblich oder grünlich verfärbt sein. Ihr Hund ist schlapp, hat Bauchschmerzen, Blähungen und oft verliert er an Gewicht. Manchmal erbricht er auch, einige Tiere bekommen Fieber. Es kann zudem sein, dass Ihr Hund schlechter frisst, mal weichen und mal festen Kot hat, ein stumpfes Fell oder Schuppen auf der Haut bekommt. Dies sind Symptome einer gestörten Futterverwertung (Malabsorption) als Folge der Verletzungen in der Darmschleimhaut.
Diagnose & Therapie
Wenn Sie solche Symptome an Ihrem Hund bemerken, gehen Sie bitte zum Tierarzt. Besonders für Welpen und geschwächte oder alte Hunde kann eine Giardieninfektion sehr unangenehm werden. Die Diagnose einer Giardiose wird über eine Kotuntersuchung, meistens mit einem Schnelltest gestellt. Zur Therapie bekommt Ihr Hund ein Präparat mit dem Wirkstoff Fenbendazol oder Metronidazol (oder beiden). Dies müssen Sie in einem festgelegten Rhythmus und je nach Gewicht Ihres Hundes verabreichen.
Wenn bei Ihnen mehrere Tiere im Haushalt leben, wird Ihr Tierarzt mit Ihnen besprechen, inwieweit auch diese untersucht bzw. behandelt werden sollten.
Etwa eine Woche nach Beenden der Therapie sollte eine erste Nachkontrolle des Kotes erfolgen. So kann festgestellt werden, ob die Therapie bisher ausreichend war oder fortgeführt werden muss. Die Medikamente können die Darmflora Ihres Hundes negativ beeinflussen. Es kann daher hilfreich sein, Ihren Hund neben der Therapie auch darmstabilisierende Probiotika zu geben. Manche Hunde brauchen sogar über ein Jahr, um eine Giardiose bzw. deren Folgen vollständig auszuheilen. Dies liegt zum großen Teil an der beeinträchtigten Darmschleimhaut, die sich nur langsam regeneriert.
Neben der Therapie gilt: Sauber machen
Um der Giardiose Herr zu werden, sollten Sie Ihren Hund und sein Umfeld gleichzeitig gründlich sauber machen. Baden Sie Ihren Hund bzw. nur seinen Analbereich mit Hundeshampoo. So entfernen Sie im Fell haftende Giardien-Zysten. Entsorgen Sie sowohl in Ihrem Garten als auch beim Spazierengehen seinen Kot in einem verschlossenen Beutel. Da Ihr Hund ansteckend ist, sollten Sie Hundeschulen, Freilaufflächen und Kontakte zu Artgenossen zunächst vermeiden.
Waschen Sie Decken, Kissen und Spielzeug Ihres Hundes bei mindestens 60 ºC. Spülen Sie jeden Tag seinen Futter- und Wassernapf mit heißem Wasser aus (das sollten Sie ohnehin tun). Reinigen Sie Ihre Wohnung und eventuell das Auto mit heißem Wasser oder besser einem Dampfreiniger. Trocknen Sie nach dem Säubern alles gründlich ab und waschen sich selbst die Hände. Besprühen Sie alle behandelbaren Flächen und Gegenstände mit einem ammoniakhaltigen Desinfektionsmittel.
Und: Halten Sie durch! Giardien sind hartnäckig und es kann sein, dass Sie diese Maßnahmen eine Weile lang regelmäßig durchführen müssen.
Fütterung umstellen gegen Giardien?
Giardien mögen Kohlenhydrate und Zucker. Daher können Sie durch eine ballaststoffreiche, aber kohlenhydratarme Fütterung die körpereigene Abwehr Ihres Hundes unterstützen. Sie sollten daher während der Therapie nach Möglichkeit kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Getreide, Hirse, Reis, Mais, Kartoffeln oder Süßkartoffeln vermeiden.
Kann mein Hund auch andere Haustiere anstecken?
Ja. Ihr Hund kann sowohl seine Artgenossen als auch andere Haustiere, z. B. Katzen, Chinchillas oder Kaninchen, infizieren.
Kann mein Hund Menschen anstecken?
Ja. Die Giardiose ist eine Zoonose. Durch sehr engen Kontakt können Sie sich selbst infizieren und mit Durchfall und Fieber reagieren. Aber zur Beruhigung kann man sagen, dass dies wirklich selten vorkommt. Inwieweit Giardien bei Ihnen selbst Symptome auslösen, hängt vom Genotyp (genetische Zusammensetzung) des Parasiten ab. Nicht alle der bei Giardien auftretenden Genotypen sind für den Menschen gefährlich. Und die als Zoonose fungierenden Genotypen A und B kommen beim Hund nur selten vor.
Wie kann man einer Giardiose vorbeugen?
Eine grundsätzliche Vorbeugung ist sehr schwierig. Giardien kommen fast überall vor, sind sehr widerstandsfähig und überleben lange in der Umwelt. Sie können aber mit einer ballaststoffreichen, hochwertigen Fütterung viel dazu beitragen, dass Ihr Hund ein starkes Immunsystem entwickelt, dass sich auch gegen einzelne Giardien behaupten kann. Grundlegende Hygieneregeln im Alltag sind außerdem hilfreich, um eine etwaige Infektion gering zu halten.
Giardien beim Hund: Fazit
Die einzelligen Parasiten sind sehr hartnäckig. Ihre Schadwirkung ist besonders dann groß, wenn sie auf ein geschwächtes Immunsystem treffen, etwa bei Welpen, Senioren oder chronisch kranken Hunden.